Soja bei Akne: Hilft es oder schadet es?

Verschlechtern Sojamilch und Tofu das Hautbild bei Akne? Oder helfen Soja-Isoflavone sogar? Bisherige Studien können das nicht verlässlich beantworten.

Review:  Bernd Kerschner 

Beeinflusst der Verzehr von Soja-Lebensmittel oder Soja-Isoflavonen das Hautbild bei Akne?

Zum Einfluss von Soja-Lebensmitteln auf Akne konnten wir gar keine aussagekräftigen Studien finden. Zu Soja-Isoflavonen haben wir zwei kleine Studien von fraglicher Qualität gefunden, die eine sehr spezielle Gruppe von Betroffenen untersucht haben. Soja-Isoflavone verbesserten dabei das Hautbild etwas. Verlässlich ist dieses Ergebnis aber nicht.

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© Kim Kuperkova - Shutterstock.com Manche Nahrungsmittel werden mit Akne in Verbindung gebracht. So auch Soja und die darin enthaltenen Isoflavone.
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Pickel durch Soja? Oder bei Akne lieber Sojamilch? Beide Behauptungen kursieren im Internet. Ein Leser wollte von uns wissen, was denn jetzt eigentlich stimmt. Beeinflusst Soja das Hautbild bei Akne – und wenn ja, eher positiv oder negativ?

Soja: Für oder gegen Akne?

Für die Wirkung auf die Haut werden in beiden Fällen bestimmte Soja-Inhaltsstoffe verantwortlich gemacht: die Isoflavone. Ihre chemische Struktur ähnelt denen des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Deshalb werden die Isoflavone manchmal auch als „Phytohormone“ bezeichnet. Welche Auswirkungen sie auf den Körper haben, ist aber nicht gänzlich geklärt. Dazu gibt es zwei konkurrierende Theorien, die sich widersprechen:

Nach der ersten Theorie bringen Isoflavone den Hormonhaushalt durcheinander und sollen so Akne fördern.

Laut der zweiten Theorie sollen Isoflavone das Hautbild verbessern, weil sie Gegenspieler des männlichen Geschlechtshormons Testosteron sind. Von Testosteron weiß man, dass es die Talgbildung fördert, und das begünstigt wiederum Akne.

Denkbar wäre also beides. Wir haben uns auf die Suche nach Studien gemacht, die den Einfluss von Sojaprodukten oder -bestandteilen auf das Hautbild bei Akne untersucht haben.

Helfen Isoflavone besser als Anti-Akne-Creme?

Erstaunlicherweise konnten wir trotz unserer Suche in zwei großen Datenbanken keine Studie zu Soja-Produkten und Akne finden – egal ob Sojamilch, Sojasauce oder Tofu.

Wir sind lediglich auf zwei Studien gestoßen, in denen Frauen mit Akne Soja-Isoflavone als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen haben [1,2]. Durch die Isoflavone verbesserte sich das Hautbild mehr als durch eine Anti-Akne-Creme mit Vitamin-A-Säure (Tretinoin). Ob der Unterschied für die Patientinnen wirklich merkbar war, lässt sich allerdings nicht sicher abschätzen.

Hinzu kommt: Vieles deutet darauf hin, dass die Studien keine verlässlichen Ergebnisse liefern. Um das bewerten zu können, fehlen in den Publikationen allerdings wichtige Details. Das schmälert unser Vertrauen in die Ergebnisse.

Ob die Isoflavone gesundheitlich unbedenklich sind, wurde in den Studien nicht untersucht.

Fazit: Darauf, dass Soja Akne verschlimmert, gibt es derzeit keine Hinweise aus verlässlichen Studien. Auf eine spürbare Besserung der Akne durch Nahrungsergänzungsmittel mit Soja-Isoflavonen allerdings ebensowenig. Es bleibt also offen, ob Soja überhaupt einen Einfluss auf das Hautbild hat.

Akne: Weit verbreitet in jungen Jahren

Einzelne Pickel bis hin zu hartnäckiger Akne: Diese Hautprobleme sind typisch für Jugendliche oder junge Erwachsene. Denn in diesem Alter produziert der Körper mehr Androgene (männliche Geschlechtshormone) wie das Testosteron. Die regen die Haut dazu an, mehr Talg zu bilden – die Hau wird fettig und glänzt. Wenn dieser Talg die Poren verstopft und nicht abfließen kann, entstehen Pickel, die sich unter Umständen entzünden.

Wie stark Menschen in dieser Altersgruppe betroffen sind, kann sehr unterschiedlich sein. Das hat auch Auswirkungen auf die Behandlung: In leichten Fällen reichen oft die richtige Hautpflege und bei Bedarf wirkstoffhaltige Cremes. Bei sehr starker Akne kann es nötig werden, Medikamente einzunehmen. Dazu gehören bei entzündlicher Akne beispielsweise Antibiotika oder Hormonpräparate, die die Talgproduktion verringern [3-5].

Ausführliche Informationen zu Akne und was dagegen hilft haben die Plattformen Gesundheitsinformation.de und Gesundheit.gv.at.

Die Studien im Detail

Welche Studien haben wir berücksichtigt?

Bei der Recherche haben wir sowohl nach Studien zu Soja-Lebensmitteln gesucht, als auch Studien zu einzelnen Soja-Inhaltsstoffen. Unsere Kriterien: Studien sollten vergleichen, wie sich der Verzehr beziehungsweise der Nicht-Verzehr auf das Hautbild von Menschen mit Akne auswirkt. Dabei sollten die Teilnehmenden möglichst nach dem Zufallsprinzip (randomisiert) auf die Vergleichsgruppen verteilt werden.

Zu Soja-Lebensmitteln scheint es keine solchen Studien zu geben. Zu isolierten Bestandteilen (Isoflavonen) aus Soja konnten wir zwei randomisiert-kontrollierte Studien finden [1,2].

Wie aussagekräftig sind die Studien?

  • Die beiden Untersuchungen stammen von der gleichen Forschungsgruppe. Teilnehmerinnen waren in beiden Fällen indonesische Frauen im Alter zwischen 20 und 27 Jahren. Eine unabhängige Bestätigung der Ergebnisse gibt es bisher nicht.
  • Die Teilnehmerinnen waren deutlich älter als typische Akne-Betroffene in der frühen Pubertät und sie waren ausschließlich weiblich. Ob sich die Ergebnisse auf jüngere Menschen und auch auf Männer übertragen lassen, ist unklar.
  • Die beiden Studien waren mit 25 beziehungsweise 40 Teilnehmerinnen sehr klein. Das macht es schwierig, allgemeingültige Aussagen abzuleiten. Die Studien waren mit vier Wochen auch eher kurz. Damit lassen sich Nutzen und Risiken auf längere Frist nicht bewerten.
  • In der ersten Studie [2] wurden vier Dosierungen von Soja-Isoflavonen zum Einnehmen (zwischen 40 und 160 Milligramm) getestet, in der zweiten Studie [2] nur die höchste Dosis von 160 mg. In den Vergleichsgruppen erhielten die Teilnehmerinnen eine Creme mit 0,025% Tretinoin sowie eine Sonnencreme. Ob und in welchem Umfang die Frauen zusätzlich Soja-Lebensmittel gegessen haben, wurde in den Studien weder erfasst noch eingeschränkt.
  • Wie gut die Studien gemacht waren, lässt sich nicht eindeutig klären. Denn die dafür wesentlichen Details fehlen in den Publikationen. So geben die Forschenden zwar an, dass weder sie selbst noch die Teilnehmerinnen während der Studie wussten, wer in welcher Gruppe war. Sie behaupteten also, die Studie sei „doppelblind“ durchgeführt worden. Wie sie das jedoch sichergestellt haben, bleibt unklar. Denn zumindest die Teilnehmerinnen konnten sehen, ob sie ein Mittel zum Einnehmen oder eine Creme erhielten. Das könnte etwa beeinflusst haben, ob sie zusätzliche Cremes nutzten oder besonders gut auf die Hautpflege achteten. Der Behandlungserfolg wurde von zwei Hautärzten beurteilt. Wenn diese wussten, welche Teilnehmerin zu welcher Gruppe gehörte, könnte das ebenfalls das Ergebnis beeinflusst haben.

[1] Riyanto P u.a. (2015)
Riyanto, P., Subchan, P., & Lelyana, R. (2015). Advantage of soybean isoflavone as antiandrogen on acne vulgaris. Dermato-endocrinology, 7(1), e1063751. (Studie in voller Länge)

[2] Riyanto P u.a. (2015)
Riyanto, P., & Subchan, P. (2015). Effect of soy isoflavones on acne vulgaris. Journal of Pakistan Association of Dermatologists, 25(1), 30-34. (Studie in voller Länge)

[3] IQWiG (2019)
Akne. Abgerufen am 16.10.2022 unter https://www.gesundheitsinformation.de/akne.html

[4] UpToDate (2022)
Acne vulgaris: Overview of management. Abgerufen am 6.10.2022 unter https://www.uptodate.com/contents/acne-vulgaris-overview-of-management (Kostenpflichtiger Zugang)

[5] UpToDate (2022)
Pathogenesis, clinical manifestations, and diagnosis of acne vulgaris. Abgerufen am 6.10.2022 unter https://www.uptodate.com/contents/pathogenesis-clinical-manifestations-and-diagnosis-of-acne-vulgaris (Kostenpflichtiger Zugang)

  • 27.11.2023: Eine erneute Suche brachte keine neuen Ergebnisse. Die Studienlage bleibt weiterhin unzureichend.
  • 27.10.2022: Erste Veröffentlichung dieses Faktenchecks.

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