Chaga-Pilz: keine Belege für Heilwirkung

Der Chaga-Pilz wird als Heilpilz beworben. Nachgesagt wird ihm eine Wirkung gegen Krebs, Diabetes und andere Leiden. Wissenschaftliche Belege dafür gibt es jedoch nicht.

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Hilft der Chaga-Pilz gegen Krebs oder andere Erkrankungen?

Die Wirkung von Chaga-Pilzen ist bisher nicht in Studien mit Menschen untersucht.

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© Aleksei Marinchenko - shutterstock.com Der Chaga-Pilz wächst bevorzugt auf Birken in nördlichen Ländern
© Aleksei Marinchenko – shutterstock.com

Die Diagnose Krebs macht häufig ratlos und erzeugt Angst. Auch wenn der Fortschritt in der Medizin groß ist, sind neue Therapien keine Garantie dafür, wieder gesund zu werden. Behandlungen wie Bestrahlungen, Operationen oder Chemotherapie haben zudem viele unangenehme Nebenwirkungen.

Vitale Versprechen

Viele Betroffene hoffen daher auf alternative Behandlungen. Zahlreiche Webseiten, Bücher und Gesundheitsmagazine beschreiben sogenannte „Heilpilze“ oder „Vitalpilze“ als Wundermittel gegen Krebs.

Dazu zählen sie den häufig auf Birkenstämmen wachsenden Chaga-Pilz. (Über den ebenfalls als Heilpilz bezeichneten Reishi-Pilz haben wir bereits berichtet.)

„Wunder“pilz mit Tradition

Nachgesagt wird dem Chaga-Pilz nicht nur eine vorbeugende und heilende Wirkung gegen Krebs. Er soll auch bei Diabetes helfen, die Leber schützen, gegen Entzündungen wirken und allgemein das Immunsystem stärken. Eingenommen wird der Pilz als Tee, Extrakt oder Pulver.

Als volkstümliches Heilmittel hat der Chaga-Pilz eine lange Tradition: In Russland hofften Menschen bereits im 12. Jahrhundert auf eine heilende Wirkung des Chaga-Pilzes [1].

Angeblich sind viele der behaupteten Wirkungen durch Studien belegt. Das haben wir uns genauer angesehen.

Keine Studien mit Menschen

Tatsächlich gibt es mehrere Studien zum Chaga-Pilz.

Jene Studien, die angeblich die Wirksamkeit des Chaga-Pilzes belegen, wurden lediglich an gezüchteten Zellen im Labor oder an Versuchstieren mit künstlich ausgelösten Krankheiten durchgeführt [2].

Über die Wirkung im menschlichen Körper können solche Studienergebnisse nichts Konkretes sagen. Trotz intensiver Suche in drei Forschungsdatenbanken konnten wir keine Studien finden, die die Wirkung des Pilzes in Studien mit menschlichen Probandinnen und Probanden untersucht haben.

Ob der Chaga-Pilz Krankheiten heilen oder vorbeugen kann, lässt sich daher nicht beantworten.

Nierenschäden möglich

Klar ist nur, dass der Pilz auch Nebenwirkungen haben kann. Chemische Untersuchungen zeigen, dass Chaga-Pilze die Substanz Oxalat in hoher Konzentration enthält [2,3]. Diese Substanz kann in großen Mengen Nierensteine verursachen und die Nieren schädigen.

Eine 72-jährige Frau mit Leberkrebs nahm ein halbes Jahr täglich vier bis fünf Teelöffel Chaga-Pulver ein, weil sie damit ihre Krebserkrankung behandeln wollte. Dies führte zu einer starken Nierenschädigung. Ihre Krebserkrankung ist währenddessen nicht zurückgegangen [3].

Versionsgeschichte

  • 30. 9. 2021: eine Aktualisierungsrecherche brachte keine neuen Erkenntnisse
  • 28. 11. 2019: erste Version

Die Studien im Detail

Wir haben keine Studien gefunden, welche die Wirkung von Chaga-Pilzen am Menschen untersucht haben.

[1] Hou u.a. (2019)
Hou YN, Deng G, Mao JJ. Practical Application of „About Herbs“ Website: Herbs and Dietary Supplement Use in Oncology Settings. Cancer J. 2019
Sep/Oct;25(5):357-366. (Zusammenfassung der Arbeit)

[2] Duru u.a. (2019)
Duru KC, Kovaleva EG, Danilova IG, van der Bijl P. The pharmacological
potential and possible molecular mechanisms of action of Inonotus obliquus from preclinical studies. Phytother Res. 2019 Aug;33(8):1966-1980. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

[3] Kikuchi u.a. (2014)
Kikuchi Y, Seta K, Ogawa Y, Takayama T, Nagata M, Taguchi T, Yahata K. Chaga mushroom-induced oxalate nephropathy. Clin Nephrol. 2014 Jun;81(6):440-4. (Zusammenfassung des Fallberichts)

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