Jede Migräne-Attacke weniger ist für Betroffene schon eine Hilfe. In diesem Sinne könnte Mutterkraut tatsächlich geringfügig wirksam sein.
Frage: | Kann Mutterkraut Migräne-Attacken reduzieren? | |
Antwort: | ![]() ![]() ![]() |
möglicherweise Ja |
Erklärung: | Die vorhandenen Studien unterscheiden sich stark in ihren Methoden und die Ergebnisse sind teilweise widersprüchlich. Laut der Studie mit den meisten Teilnehmern kann Mutterkraut die Zahl der Migräne-Attacken pro Monat ein wenig reduzieren. |
Mutterkraut (Tanacetum parthenium) wird inzwischen weltweit gezüchtet. Wo immer es ursprünglich vorkam, wurde die entfernte Verwandte des Gänseblümchens als Heilkraut eingesetzt. Allerdings für die unterschiedlichsten Beschwerden – vom Mittel zur Entwurmung bis zum Fiebersenker. Auf letzteres ist auch der Englische Name Feverfew zurückzuführen.
Auch eine Wirkung bei Kopfschmerzen wird dem Kraut schon länger unterstellt. Wir haben überprüft, ob Mutterkraut in der Lage ist, Migräneattacken zu reduzieren.
Knapp zwei Attacken weniger im Monat
Eine Erlösung bietet Mutterkraut nicht. Die vorhandenen Studien haben relativ wenig Teilnehmer und die Ergebnisse sind nicht einheitlich. Im besten Fall reduziert Mutterkraut die Zahl der Migräneattacken etwas häufiger als das ein Scheinpräparat (Placebo) tun kann: Durchschnittlich hatten die Studienteilnehmer etwa fünf Migräneattacken im Monat, nahmen sie regelmäßig Mutterkraut, waren es nur mehr knapp drei. Allerdings: Auch ein Scheinpräparat führt zu einer Verbesserung, Mutterkraut wirkt nur ein wenig besser – es reduziert 0,6 Attacken mehr pro Monat als das Scheinmedikament [1].
Mutterkraut reduziert eventuell die Anzahl der Attacken, aber es hat keinen Einfluss darauf, wie heftig die Schmerzen bei den Attacken sind oder wie lange diese dauern.
Nebenwirkungen bei Mutterkraut wurden nur sehr wenige und sehr milde beobachtet [1][2].
Mehr Hilfe bei Migräne
Migräne ist ein schmerzhaftes Leiden, von dem weltweit beinahe 15 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Es existieren zwei Formen von Migräne – Migräne mit und ohne Aura. Die Aura ist meist eine Sehstörung, die dem Schmerz vorausgeht oder folgt, beispielsweise ein unscharfer Fleck im Gesichtsfeld oder eine Verzerrung. Attacken dieser Migräneform sind relativ schnell vorbei, sie dauern durchschnittlich fünf bis 20 Minuten, längstens 60 Minuten. Deutlich länger sind die Attacken bei der Migräne ohne Aura, hier können die einseitigen und oft pulsierenden Schmerzen von vier bis zu 72 Stunden anhalten [1].
Zur akuten Schmerzbehandlung – also im Falle einer gerade auftretenden Migräne-Attacke – existieren unterschiedliche Schmerzmittel, auf die wir schon in einem früheren Medizin-Transparent-Artikel eingegangen sind.
Geringe Wirksamkeit zeigt auch das Nervengift Botox.
Auch einige nicht-medikamentöse Behandlungsformen helfen, zukünftigen Anfällen vorzubeugen, manche davon versprechen auch weniger Nebenwirkungen. So hat sich etwa die Akkupunktur als eine wirksame Vorbeugemaßnahme herausgestellt und möglicherweise hat auch Sport eine vorbeugende Wirkung.
Die Studien im DetailEine im Jahr 2015 aktualisierte Übersichtsarbeit von Cochrane schließt sechs randomisiert kontrollierte Studien ein. Da sich diese Studien allerdings methodisch sehr stark voneinander unterscheiden, können sie nicht statistisch zusammengefasst werden. Zwei Studien von mittlerer Qualität finden keine Wirksamkeit von Mutterkraut, drei methodisch etwas schwächere Studien schon. |
(AutorIn: J. Wipplinger, Review: B. Kerschner)
Information zu den wissenschaftlichen Studien
[1] Wider u.a. (2015)
Studientyp: systematische Übersichtsarbeit von Cochrane
Eingeschlossene Studien: sechs randomisiert kontrollierte Studien
Teilnehmer insgesamt: 561 Migränepatienten
Fragestellung: Mutterkraut zur Prävention von Migräne
Interessenskonflikte: Kein laut Autoren
Wider B, Pittler MH, Ernst E. Feverfew for preventing migraine. Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 4. Art. No.: CD002286.
Zusammenfassung
Weitere wissenschaftliche Quellen
[2] Pareek ua 2011
Pareek A, Suthar M, Rathore GS, Bansal V. Feverfew (Tanacetum parthenium L.): A systematic review. Pharmacognosy Reviews. 2011;5(9):103-110. doi:10.4103/0973-7847.79105.
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