Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert.

Macht Schokolade glücklich?

Schlechter Tag? Ein Stück Schokolade hilft bestimmt, denn die Süßigkeit hebt die Stimmung. Was allerdings wenig mit den Inhaltsstoffen zu tun haben dürfte.

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Wirkt Schokolade stimmungsaufhellend?

Schokolade enthält tatsächlich viele Stoffe, die theoretisch die Stimmung beeinflussen können. Allerdings kommen sie dafür in zu geringen Konzentrationen vor. Die Süße, die Erwartungshaltung und das „Gesamtpaket Schokolade“ führen dennoch unter bestimmten Umständen zu einer – allerdings kurzfristigen – Verbesserung der Laune.

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© 1905HKN - iStock.com Was an der Schokolade macht glücklich?
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Im Durchschnitt isst vom Baby bis zur Greisin jeder Mensch in Österreich 8,5 Kilogramm Schokolade pro Jahr, stolze 85 Tafeln. Ist Schokolade so beliebt, weil sie glücklich machende Wirkstoffe enthält?

Tatsächlich wird vielen Inhaltsstoffen der dunklen Köstlichkeit zugetraut, auf Gehirn und Stoffwechsel einzuwirken und darüber unter anderem die Stimmung positiv zu beeinflussen.

Die Glücksstoffe der Schokolade

Meist wird das Glück in Bestandteilen der Kakaobohne gesucht, die schon den Maya und Azteken als heilig galt und der verschiedenste Heil- und sonstige Kräfte zugeschrieben wurden.

So soll eine bestimmte Aminosäure mit Namen Tryptophan eine der Glücksbotinnen sein. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das jedoch als Mythos: Zwar ist in Schokolade – genau genommen in der Kakaobohne – Tryptophan enthalten, aber die Konzentration pro Tafel dürfte viel zu gering sein, um noch eine Wirkung auf die Stimmung entfalten zu können. Außerdem enthalten andere Lebensmittel deutlich größere Mengen dieser Aminosäure, vor allem eiweißreiche Nahrung [1].

Das Mengenargument gilt auch für andere mögliche Wirkstoffe von Kakao, wie das angeblich stimmungsverbessernde Theobromin oder das munter machende Phenylethylamin, dem etwa auch aphrodisierende Wirkung nachgesagt wird [2].

Ein Hauptbestandteil der meisten Schokoladen ist Zucker. Und der ist für sich genommen schon in der Lage, im Gehirn Belohnungsmechanismen in Gang zu setzen [1].

Schokolade macht glücklich – Äpfel aber auch

In einer wissenschaftlichen Übersichtsarbeit haben eine britische Psychologin und ein australischer Forscher Studien über die Wirkung von Schokolade auf die Psyche zusammengefasst [1]. In fünf von sechs eingeschlossenen Studien zeigte Schokolade eine stimmungsverbessernde Wirkung. In den meisten Experimenten waren die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in eine bestimmte Stimmung versetzt worden, beispielsweise durch emotionale Videos oder den Versuch, eine unlösbare Aufgabe zu lösen. Anschließend wurde getestet, ob Schokolade dabei half, diesen herbeigeführten Gefühlszustand zu verändern. Tatsächlich war sie erfolgreich.

In einer Studie wurde die Wirkung eines Schokosnacks mit einem Apfel verglichen: Beides verbesserte die Stimmung, allerdings war die Wirkung der Schokolade stärker. Dumm nur, dass es auch eine unerwünschte Nebenwirkung gab: Die Schokolade erzeugte auch mehr Schuldgefühle [1].

Wie lange die erheiternden Effekte anhalten, ist nicht geklärt. In einer Studie verschwanden sie bereits nach drei Minuten, in einer anderen waren sie nach 90 Minuten noch nachweisbar.

Unser Fazit:

Da es insgesamt nur wenige Studien mit nur geringen Teilnehmerzahlen gibt, die zudem teilweise auch methodische Mängel aufweisen, ist die stimmungsverbessernde Wirkung von Schokolade leider nur schlecht abgesichert. Unter anderem ist unklar, ob Schokolade glücklicher macht als andere Süßigkeiten, da es nur wenige Studien mit direkten Vergleichen gibt.

Worauf die positive Wirkung der Schokolade letztlich zurückzuführen ist, bleibt deshalb unklar. Ist es das Geschmackserlebnis? Sind es positive Erinnerungen aus der Kindheit, die durch das Schoko-Essen wachgerufen werden, wie manche vermuten [2]? Oder haben die Inhaltsstoffe eine pharmakologische Wirkung?

Diese Fragen kann die genannte Übersichtsstudie nicht beantworten. Die beiden Studienautoren erklären das Verlangen nach Schokolade durch „den einzigartigen Geschmack und die gemeinsamen Effekte aller Inhaltsstoffe“. Und sie fordern weitere Untersuchungen, um die offenen Fragen abzuklären. Im Gegensatz zu vielen anderen medizinischen Studien dürfte es für solche Versuche recht einfach sein, Freiwillige zu finden…

[1] Scholey, Owen (2013)
Studientyp: systematische Übersichtsarbeit
Eingeschlossene Studien: 10; 8 davon über den Einfluss von Schokolade auf die Laune
Fragestellung: Hat Schokolade Einfluss auf Stimmung und kognitive Funktionen?
Interessenskonflikte: Studie finanziert von Kraft Food Inc.

Scholey A, Owen L. Effects of chocolate on cognitive function and mood: a systematic review. Nutr Rev. 2013 Oct;71(10):665-81 Zusammenfassung der Studie

Weitere Quelle

[2] Planet Wissen (2016)
„Schokolade und ihre Wirkung“. Abgerufen am 08.11.2016 unter http://www.planet-wissen.de/gesellschaft/lebensmittel/schokolade/pwieschokoladeundihrewirkung100.html

Die ursprüngliche Version des Artikels erschien am 9. Jänner 2014. Eine neuerliche Literatursuche brachte keine Änderung der Einschätzung.

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