Luftreiniger: kein Aufatmen bei allergischem Asthma

Luftreiniger sollen Pollen und andere Allergene entfernen und so das Leben mit allergischem Asthma erleichtern. Studien finden keinen gesundheitlichen Nutzen.

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Helfen Luftreiniger, Beschwerden bei allergischem Asthma zu lindern?

In unserer Literatursuche fanden wir keine Hinweise, dass Luftreiniger bei der Kontrolle von allergischem Asthma helfen können. Bisherigen Studien zufolge dürften sie nicht genug Allergie-auslösende Stoffe aus der Raumluft filtern, um Symptome zu lindern oder Medikamente reduzieren zu können.

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© Evgeny Atamanenko-Shutterstock.com Bei Asthma ein großer Wunsch: wieder tief durchatmen können.
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Pollen, Hausstaubmilben, Katzenhaare – all das kann Allergien auslösen und bei Betroffenen unter anderem zu Problemen beim Atmen führen. Wäre es da nicht eine große Hilfe, wenn all diese Allergieauslöser (Allergene) zu Hause einfach aus der Luft herausgefiltert werden könnten?

Hersteller von Luftreiniger-Systemen bewerben ihre Produkte damit, dass nicht nur die genannten Allergene, sondern auch Viren und Bakterien entfernt werden. Ob Filter technisch in der Lage sind, Viren und Bakterien zu erfassen, können wir nicht beurteilen. Ob sie nachweislich bei allergischem Asthma helfen können, haben wir uns näher angesehen.

Möglicherweise keine Besserung

Die zusammengefassten Ergebnisse bisheriger Studien sind enttäuschend. Sie deuten darauf hin, dass Luftreiniger für eine ganze Reihe von Symptomen keine Besserung bewirken können: Die Lungen der Studienteilnehmenden waren bei Verwendung eines Luftreinigers nicht leistungsfähiger als ohne, die Betroffenen konnten ihre Asthma-Medikamente nicht reduzieren, und die Erkrankung schien nicht langsamer fortzuschreiten [1].

Luftreiniger werden oft in Kombination mit anderen Maßnahmen eingesetzt, beispielsweise mit Atemübungen oder umfangreichen Asthma-Schulungen. Ob es Sinn macht, Luftreiniger als Teil eines Behandlungskonzepts einzusetzen, ist ebenfalls nicht eindeutig: Sie scheinen das Asthma nicht besser unter Kontrolle bringen zu können. In einer Untersuchung mit Kindern verringerten sie jedoch die Fehltage in der Schule und führten zur Besserung einzelner Symptome. Die Lebensqualität dürften die kombinierten Maßnahmen hingegen nicht verbessern [1].

Keine Aussagen zu aktuellen Luftreinigern

Die zusammengefassten Ergebnisse bisheriger Studien legen nahe, dass Luftreiniger in normalen Haushalten nicht in der Lage sind, die Zahl der Allergene in der Raumluft deutlich zu reduzieren [1].

Interessant ist, dass seit 2013 keine methodisch guten wissenschaftlichen Experimente mit Luftfiltersystemen mehr veröffentlicht wurden [1-3]. Trotz umfangreicher Suche konnten wir keine aktuelleren aussagekräftigen Studien finden. Sollten Hersteller also behaupten, die aktuellen Systeme seien effektiver und von gesundheitlichem Nutzen, so gäbe es bis heute (Stand Mai 2020) keinen Beweis dafür.

Was tun bei allergischem Asthma?

Ob jemand eine Allergie entwickelt oder nicht, lässt sich nur geringfügig beeinflussen.
Risikofaktoren sind Zigarettenrauch und Luftverschmutzung. Kinder, die in den ersten vier bis sechs Monaten ausschließlich gestillt werden, haben ein etwas geringeres Allergierisiko.

Allergien sind eine Überreaktion des Immunsystems auf einen im Grunde harmlosen Eindringling (Allergen). Sehr häufig wirkt sich diese Reaktion auf die Atemwege aus und führt zu Schnupfen, Niesen oder juckenden, tränenden Augen. Atemprobleme durch allergisches Asthma können eine Langzeitfolge sein [5].

Gegen Allergien gibt es drei Strategien: Allergene vermeiden, Medikamente und – für manche Allergien – eine Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie) [5]. Letztere kann beispielsweise bei Heuschnupfen erfolgreich sein, wie wir in einem früheren Beitrag recherchiert haben.

Ein Überblick, bei welchen Varianten von allergischem Asthma eine Hyposensibilisierung in Frage kommt, findet sich auf der wissenschaftlich geprüften Seite Gesundheitsinformation.de [5].

Die Studien im Detail

Wir haben drei aktuelle Übersichtsarbeiten gefunden, welche die Studienlage zur Wirksamkeit von Luftreinigern zusammenfassen. Die methodisch beste ist aus dem Jahr 2018 [1] und hat neun Studien zu Luftreinigungssystemen als Einzelmaßnahme analysiert. Sie kommt zu dem beschriebenen Ergebnis, dass sich die Symptome nicht verbessern, Medikamente nicht reduziert werden können, Verschlechterungen nicht gestoppt und die Allergene nicht ausreichend aus der Luft entfernt werden.

Die analysierten Studien sind jedoch nur von geringer Qualität. Daher schätzen die Autorinnen und Autoren der Übersichtsarbeit die Aussagekraft der zusammengefassten Ergebnisse als niedrig ein.

Eine weitere Übersichtsarbeit hat versucht, die Ergebnisse aller vorhandenen Studien rechnerisch in einer Meta-Analyse zusammenzufassen [2]. Aufgrund methodischer Mängel bei dieser Zusammenfassung ist unser Vertrauen in die Resultate zwar gering. Dennoch kommt die Übersichtsarbeit zu einem ähnlichen Ergebnis wie die besser durchgeführte Arbeit aus 2018 [1].

Gleiches gilt für die dritte aktuelle Übersichtsarbeit [3]. Deren Ergebnisse fließen aufgrund der schlechten Qualität der Arbeiten jedoch nicht in unsere Beurteilung ein.

[1] Leas u.a. (2018)
Leas BF, D’Anci KE, Apter AJ, Bryant-Stephens T, Schoelles K, Umscheid CA. Effectiveness of Indoor Allergen Reduction in Management of Asthma. Rockville (MD): Agency for Healthcare Research and Quality (US); 2018. (Übersichtsarbeit in voller Länge)

[2] van Boven u.a. (2020)
van Boven FE, de Jong NW, Braunstahl GJ, Arends LR, Gerth van Wijk R. Effectiveness of the Air Purification Strategies for the Treatment of Allergic Asthma: A Meta-Analysis. Int Arch Allergy Immunol. 2020;181(5):395‐402. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

[3] Schuers u.a. (2019)
Schuers M, Chapron A, Guihard H, Bouchez T, Darmon D. Impact of non-drug therapies on asthma control: A systematic review of the literature. Eur J Gen Pract. 2019;25(2):65‐76. (Übersichtsarbeit in voller Länge)

[4] IQWIG (2020)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Allergien. Abgerufen am 1.6.2020 unter www.gesundheitsinformation.de

[5] IQWIG (2017)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Hyposensibilisierung bei allergischem Asthma. Abgerufen am 1.6.2020 unter www.gesundheitsinformation.de

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