Honig gegen Husten vielleicht wirksam

Honig gilt als traditionelles Hausmittel gegen akuten Husten. Da könnte was Wahres dran sein, sagt die Wissenschaft.

Review:  Iris Mair 

Hilft Honig gegen akuten Husten bei Kindern?

Honig könnte Kindern mit akutem Husten helfen: Die Hustenattacken werden vielleicht etwas seltener, schwächer und weniger belastend. Auch der Schlaf von Kindern könnte sich verbessern. Allerdings sind die erzielten Effekte nur klein.

so arbeiten wir
Mädchen mit Honig. Honig als Hustenmittel ist beliebt. Aber wirkt er auch?
© Yana Tatevosian – iStock.com

Die schlechte Nachricht zuerst: Kinder sind oft krank. Etwa sieben Erkältungen im Jahr sind normal [3]. Husten gehört da oft dazu.

Die gute Nachricht: Erkältungen sind in der Regel harmlos. Die Beschwerden verschwinden normalerweise innerhalb von ein bis zwei Woche von selbst [3,4].

Der erkältungsbedingte Husten kann allerdings hartnäckiger sein und bei Kindern durchaus einige Wochen anhalten. Husten ist für die betroffenen Kinder oft anstrengend und belastend. Auch der Schlaf leidet – der der Kinder, und meist auch der von Eltern und Geschwistern.

Honig als Hustenstiller?

Als Hausmittel wird immer wieder Honig eingesetzt. Der scheint einige Vorteile zu vereinen: Honig ist natürlich, leicht erhältlich und Kinder lieben den süßen Geschmack. Bereits 2001 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihn als eine mögliche Behandlung bei einer Erkrankung der oberen Atemwege für Kinder ab einem Jahr empfohlen [1,4].

Ist der Honig als natürlicher Hustenstiller also wissenschaftlich belegt? Oder nur ein leckerer Mythos?

Vielleicht wirksam…ein bisschen

Es scheint zumindest etwas Wahres dran zu sein. Honig kann möglicherweise dafür sorgen, dass Hustenanfälle etwas weniger schwer und seltener sind. Dadurch könnte Honig auch die Schlafqualität von Kindern und Eltern etwas verbessern.

Zu diesem Schluss kommen insgesamt 4 Studien [1,2], in denen erkältete Kinder Honig oder – zum Vergleich – ein honig-ähnlicher Sirup (Placebo) beziehungsweise einfach keinen Honig bekamen. Danach schätzten die Eltern die Beschwerden ihrer Kinder auf einer Skala von 0 bis 6 ein:

  • Ohne Honig war die Heftigkeit des Hustens am nächsten Tag um rund 1 Punkt besser.
  • Mit Honig war die Heftigkeit des Hustens am nächsten Tag um rund 2 Punkte besser.

Einen halben Tag weniger husten

Die Zeit, bis der Husten ganz abgeklungen ist, dürfte sich durch Honig dagegen nicht merkbar verkürzen lassen: Mit Honig husteten die Kinder durchschnittlich viereinhalb Tage. Doch auch ohne Honig war der Husten nach etwa 5 Tage von selbst abgeklungen.

Unser Vertrauen in diese Einschätzung ist gering, denn die Ergebnisse sind widersprüchlich und wenig eindeutig. Mehr dazu weiter unten in den Studien im Detail.

Honig: Naturmedizin ohne Nebenwirkungen

Honig ist ein Nahrungsmittel und in den meisten Küchen zu finden. Trotzdem untersuchten die Studienteams auch mögliche Nebenwirkungen von Honig bei erkälteten Kindern.

In den Studien, an denen Kinder zwischen 1 und 16 Jahre teilnahmen, hatten mit Honig etwas mehr Kindern Bauchweh, Übelkeit und Erbrechen. Ernste unerwünschte Nebenwirkungen gab es in den Studien aber nicht. Für Kinder ab dem ersten Geburtstag scheint Honig gegen Husten nach derzeitigem Stand des Wissens also sicher zu sein.

Für Kinder unter einem Jahr ist Honig nicht geeignet – weder als Nahrungs- noch als Anti-Husten-Mittel. Denn Honig kann gefährliche Krankheitserreger enthalten, gegen die das Immunsystem und die Darmflora der Babys noch nicht ausreichend gewappnet sind. Das kann zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung führen, dem Säuglings-Botulismus [5].

Wie Honig wirken soll

Woher kommt die Idee, dass Honig den Husten hemmt? Honig beinhaltet Stoffe, die gegen Bakterien und Viren wirken. Dass er deshalb gegen Husten wirkt, ist zwar dadurch noch nicht gesagt. Plausibel ist jedoch, dass Honig wohltuend wirkt, indem er sich über die strapazierten Schleimhäute im Hals legt [1].

Reinigung der Atemwege

Für erkältete Kinder mag es ist zwar ein schwacher Trost sein, aber eigentlich ist Husten eine höchst sinnvolle Reaktion des Körpers auf Krankheitserreger. Die werden beim Husten – meist zusammen mit zähem Schleim – aus dem Körper hinausbefördert. Husten bei Erkältung ist also nichts anderes als eine Reinigung der Atemwege.

Die Studien im Detail

Nach welchen Studien haben wir gesucht?

Für diesen Faktencheck haben wir nur nach sogenannten randomisiert-kontrollierten Studien gesucht. Diese Art von Studien ist nämlich die einzig verlässliche Art zu klären, ob Honig tatsächlich gegen Husten hilft. Dazu wird eine möglichst große Anzahl erkälteter Kinder per Los in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine erhält zur Hustenlinderung Honig, die andere nicht. Oder noch besser: einen Sirup, der in Geschmack und Aussehen Honig zum Verwechseln ähnlich ist, ein sogenanntes Placebo. Nur so können die Forschungsteams sicher sein, ob es wirklich der Honig ist, der hilft, und nicht nur die Erwartungen von Kindern und ihren Eltern (Placebo-Effekt).

Bei unserer Literaturrecherche fanden wir eine systematische Übersichtsarbeit, die die Ergebnisse solcher Studien zusammenfasst [1]. Vier davon verglichen mit Honig behandelte Kinder mit Kindern, die keinen Honig bekamen, beziehungsweise ein Placebo-Sirup. Weil die Übersichtsarbeit aber nur Studien berücksichtigt, die bis Anfang 2018 veröffentlicht wurden, haben wir auch nach neueren Arbeiten gesucht, und eine gefunden [2]. Wir stützen unsere Einschätzung also auf insgesamt fünf randomisiert-kontrollierte Studien.

Wie aussagekräftig sind die Studien?

Insgesamt bekamen in den Studien knapp 600 erkältete Kinder zwischen 1 und 16 Jahren Honig, keinen Honig oder ein Placebo gegen ihren Husten [1,2]. Die Eltern der untersuchten Kinder sollten einschätzen, ob und wie stark sich der Husten bei ihren Kindern verbesserte. In den meisten Studien verwendeten die Eltern dazu eine siebenstufige Skala.

Dieser Skala zufolge war beispielsweise an Tag 3 die Häufigkeit der Hustenattacken mit Honig um durchschnittlich 1,13 Punkte (entspricht 16 Prozent) besser als mit Placebo. Eine deutliche, wenn auch eher bescheidene Verbesserung. Ähnliches gilt für die Heftigkeit des Hustens und die Schlafqualität [1].

Dass sich mit Honig die Dauer des Hustens etwas verkürzte, war zwar auf dem Papier sichtbar, für die Betroffenen aber wohl wenig relevant: Sie sank mit Honig von rund 5 Tagen auf etwa viereinhalb Tage [1].

Die aktuellste Studie fand keinen Effekt von Honig auf die Häufigkeit oder Stärke des Hustens im Vergleich zu einem Placebo-Sirup [2].

Alle fünf Studien sind von hoher Qualität und damit ziemlich aussagekräftig. Allerdings gibt es auch einige Probleme:

  • Die Kinder erhielten Honig nur für kurze Zeit, und zwar einmalig bis maximal 5 Tage. Ob Honig einen längerfristigen Effekt hat, können sie nicht beantworten.
  • Außerdem waren die Ergebnisse zum Teil widersprüchlich: Manchmal war die Häufigkeit des Hustens durch den Honig verringert, die Stärke jedoch nicht. Ein anderes Mal war es umgekehrt. Die aktuellste Studie [2] fand keinen Effekt von Honig auf den Husten.
  • In 3 Studien bekamen die Kinder ein süßer Sirup als Placebo. In den anderen beiden bekamen die Kinder der Kontrollgruppe einfach keinen Honig, sondern die übliche Betreuung. Ohne den Vergleich mit einem Placebo kann es sein, dass die beobachtete Besserung eher auf dem Placebo-Effekt beruht als auf der Wirkung des Honigs.

All das schwächt unser Vertrauen in das Ergebnis deutlich. Es kann deshalb sein, dass zukünftige Studien unsere Einschätzung noch ändern.

[1] Oduwole et al. (2018). Honey for acute cough in children. Cochrane Database of Systematic Reviews, Issue 4. Art. No.: CD007094. (Link zur Studie)

[2] Nishimura et al. (2022). Multicentre, randomised study found that honey had no pharmacological effect on nocturnal coughs and sleep quality at 1–5 years of age. Acta Paediatrica, 111(11), 2157-2164. (Link zur Studie)

[3] Langer et al. (2022). Symptom Burden and Factors Associated with Acute Respiratory Infections in the First Two Years of Life—Results from the LoewenKIDS Cohort. Microorganisms.; 10(1):111. (Link zur Studie)

[4] UpToDate (2021)
The common cold in children: Management and prevention. Abgerufen am 18.7.2023 unter www.uptodate.com/contents/the-common-cold-in-children-management-and-prevention (kostenpflichtiger Zugang)

[5] Robert-Koch-Institut (2022)
Botulismus. Abgerufen am 19.7.2023 auf www.rki.de

  • 20.7.2023: Eine neuerliche Suche brachte eine neue Studie zutage, die unser Vertrauen in die bisherigen Ergebnisse etwas verringerte.
  • 11.10.2021: eine Aktualisierung des Faktenchecks brachte keine neuen Erkenntnisse
  • 27.12.2018: erste Version

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