Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert.

Foramen ovale: das Herz verschließen

30 Prozent aller Menschen haben im Herz eine kleine Verbindung zwischen rechter und linker Vorkammer. Meist bleibt das unbemerkt, aber nach einem Schlaganfall kann es eine Rolle spielen.

AutorIn:

Verhindert ein Verschluss des Foramen ovale bei Personen, die einen Schlaganfall mit unbekannter Ursache erlitten haben, weitere Schlaganfälle?

Laut drei großer Studien kann der Verschluss des offenen Foramen ovale einen weiteren Schlaganfall besser verhindern als es eine rein medikamentöse Behandlung kann.

so arbeiten wir
© daviles - fotolia.com Vor Tauchgängen: Herz-Check!
© daviles – fotolia.com

Schlaganfall – ein Wort, das den damit verbundenen Schrecken mittransportiert. Nach einem Schlaganfall wird nach der Ursache geforscht, denn schließlich soll mit allen Mitteln ein weiterer Schlaganfall vermieden werden. Und das gelingt umso besser, je genauer die Ursache ermittelt werden kann. Doch oft bleibt die Suche vergeblich.

Wird keine medizinische Erklärung für den Schlaganfall gefunden, schaut man dem Patienten direkt ins Herz – hat er ein gesundes Herz oder gehört er zu jenen Menschen mit diesem Loch im Herzen (persistierendes Foramen ovale – PFO)? Wenn ja, können weitere Schlaganfälle eventuell verhindert werden, indem das PFO verschlossen wird.

Vom Taucher-Latein…

Taucher haben sicher schon mal vom Loch im Herzen gehört; in guten Tauchkursen wird über das Foramen ovale berichtet: Davon, dass dieses Loch während der Embryonalentwicklung eine Funktion hat und sich dann aber nach der Geburt schließen sollte. Wer tiefe und lange Tauchgänge machen möchte, sollte sich dahingehend untersuchen lassen, denn die Verbindung zwischen den beiden Vorkammern kann gefährlich werden: Blut, das sich eigentlich auf den Weg in die Lunge machen sollte, kann durch das Loch auf den Weg ins Gehirn gelangen. Bei Tauchgängen entstehen im venösen, also sauerstoffarmen Blut Luftbläschen, die über die Venen normalerweise in die Lungen gelangen und dort einfach über die Atmung entsorgt werden. Ist jedoch das Foramen ovale nicht ganz geschlossen, können diese Luftbläschen statt in die Lunge ins Gehirn gelangen und dort Schaden anrichten [2].

…zum Schlaganfall

Ein PFO steht auch im Verdacht, die Gefahr für Schlaganfälle zu erhöhen. Gelegentlich entstehen im Blut Verklumpungen (Thromben). Durch ein offenes Foramen ovale könnten solche Klumpen ins Gehirn statt Richtung Lunge wandern, ähnlich wie die Luftbläschen der Taucher.

Auch wird vermutet, dass sich direkt beim offenen Foramen leichter solche Klumpen bilden können. Beachtung findet dieses möglicherweise erhöhte Risiko bei Patienten, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben, bei dem die Ursache allerdings nicht geklärt werden kann. Haben solche Patienten ein PFO, kann mit einem operativen Schließen versucht werden, weitere Schlaganfälle zu verhindern.

Drei große randomisiert kontrollierte Studien legen nahe, dass mit einem solchen Eingriff das Risiko tatsächlich um rund 20 Prozent vermindert werden kann [1]. Doch der Eingriff hat auch Nebenwirkungen: bei den Patienten werden in weiterer Folge häufiger vorübergehende Herzrhythmusstörungen beobachtet.

Trotzdem sprechen die Daten für den Eingriff; damit kann auch bei unbekannter Ursache für den Schlaganfall zumindest bei jenen Leuten das Risiko eines weiteren Schlaganfalls gesenkt werden, die ein offenes Foramen ovale haben.

Die Studien im Detail

Zwar gibt es nur drei randomisiert-kontrollierte Studie zu der Frage, ob ein Verschluss eines offenen Foramen ovale weitere Schlaganfälle verhindern kann, aber wir fanden 16 Meta-Analysen, die sich mit diesen drei Studien beschäftigen. Alle drei Einzelstudien liefern sehr ähnliche Ergebnisse und weisen darauf hin, dass der Verschluss einen weiteren Schlaganfall eher vermeidet als eine nur gerinnungshemmende Therapie mit Medikamenten. Aufgrund der geringen Fallzahlen ist das Ergebnis allerdings nicht signifikant.

[1] EBMinfo Ärzteinformationszentrum (2015)
Kann ein Verschluss eines offenen Foramen ovale bei Personen, die einen kryptogenen Schlaganfall erlitten haben, zur Verhinderung von weiteren Schlaganfällen führen? Antwortdokument des Ärzteinformationszentrums der Donau-Universität Krems. (Volltext auf EBMinfo.at)

Weitere Quellen

[2] http://www.taucher.net/medizin/detail.html?nummer=2

In über 500 Faktenchecks suchen