Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert.

Curry-Gewürz Kurkuma gegen Krebs?

Kurkuma, ein wichtiger Bestandteil indischer Currys, soll Krebs bekämpfen können. Belege durch aussagekräftige Studien mit menschlichen Patienten sind aber Mangelware.

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Review:  Claudia Christof 

Wirkt Kurkuma vorbeugend oder heilend bei Krebs?

Tierstudien liefern vorsichtige Hinweise, dass Kurkuma Krebs vorbeugen oder behandeln kann. Ob Kurkuma beim Menschen eine solche Wirkung hat, ist aufgrund der geringen Vertrauenswürdigkeit einiger weniger bisher durchgeführten Untersuchungen nicht abschätzbar.

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© pinkomelet - fotolia.com Kurkuma ist die Hauptzutat von Curry
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Die Kurkumawurzel stammt aus Südasien und ist ein wichtiges Gewürz in Curry-Gerichten. Deren intensiv-gelbe Färbung verdanken sie dem Farbstoff Curcumin, der etwa zwei bis fünf Prozent von Kurkuma ausmacht. In verschiedenen Gesundheits-Medien werden Kurkuma unzählige medizinische Wirkungen zugeschrieben. Auch in der traditionellen indischen Heilkunst Ayurveda findet die Knolle der Würzpflanze seit langem Anwendung, etwa zur Behandlung von Wunden.

Laborexperimente zeigen, dass Curcumin als Antioxidans beziehungsweise Radikalfänger wirkt. Radikale heißen bestimmte chemisch sehr reaktionsfreudige Moleküle, die auch mit Zellen reagieren und sie so schädigen können. Ein Radikalfänger oder Antioxidans schwächt diese zellschädigende Wirkung von Radikalen ab. Neben der ebenfalls hauptsächlich in Laborexperimenten festgestellten, möglicherweise entzündungshemmenden Wirkung scheint Curcumin auch das Wachstum von isoliert gezüchteten Krebszellen im Reagenzglas zu hemmen. Eine gewisse Krebs-hemmende Wirkung haben Wissenschaftler auch in Versuchen an Labor-Mäusen beobachtet.

Ergebnisse nicht 1:1 übertragbar

Die Ergebnisse von Labor- und Tier-Experimenten lassen sich allerdings nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen, denn ein Wirkstoff kann sich im menschlichen Körper anders verhalten als im Körper eines Labortieres. Außerdem ist bekannt, dass der Körper mit der Nahrung aufgenommenes Curcumin nur in geringen Mengen verwerten kann.

Ob sich Kurkuma beziehungsweise das darin vorkommende Curcumin zur Vorbeugung oder Behandlung von Krebs eignet, können nur klinische Studien an menschlichen Patienten zeigen. Gut durchgeführte Studien dieser Art sind bisher aber Mangelware. Nur wenige Forscherteams haben Curcumin bisher am Menschen auf eine möglicherweise krebshemmende Wirkung hin untersucht.

Studien ohne Aussagekraft

Eine klinische Studie untersuchte den Einfluss von Curcumin gemeinsam mit Soja-Isoflavonen auf den Laborwert PSA (Prostata-spezifisches Antigen) [1]. Eine hohe PSA-Konzentration im Blut kann ein Anzeichen für Prostatakrebs sein, es gibt jedoch auch andere, harmlosere Gründe für einen erhöhten Wert. Die Studienautoren untersuchten, ob Männern ohne Prostatakrebs und dennoch erhöhtem Laborwert nach sechsmonatiger Einnahme von Kurkuma-Extrakt niedrigere PSA-Werte hatten als vergleichbare Teilnehmer, die nur ein Scheinpräparat ohne Wirkstoff bekamen. Zu Studienende zeigte sich jedoch kein Unterschied zwischen beiden. Über die Wirkung auf Prostatakrebs selbst sagt dieses Ergebnis allerdings nichts aus. Außerdem wurde die Wirkung von Kurkuma alleine in der relativ kleinen Studie nicht untersucht.

Die Ergebnisse anderer Studien [2-4] sind nicht aussagekräftig, weil sie grobe Mängel in der Durchführung haben. Vor allem fehlt ihnen der Vergleich mit Teilnehmern, die keine Kurkuma-Behandlung erhalten haben. Ohne Vergleichsgruppe wäre unklar, ob eine eventuell beobachtete Verbesserung durch Kurkuma verursacht wurde oder ob sich die Gesundheit der Teilnehmer auch ohne Behandlung verbessert hätte.

Verdauungsbeschwerden in hohen Dosen

Auch wenn die Wirksamkeit des gelben Currygewürzes unklar ist, scheint es selbst in größeren Mengen nur leichte Nebenwirkungen auszulösen. In Indien zählt Kurkuma zu einem wichtigen Würzmittel für viele Speisen. Demnach verzehren die Menschen in diesem Land bis zu zweieinhalb Gramm Kurkuma täglich – eine Menge, die etwa ein Zehntel Gramm Curcumin enthält.

In den bisherigen Studien [1-4] bemerkten die Teilnehmer bei bis zu vier Gramm Curcumin pro Tag keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Allerdings traten häufig Beschwerden wie Durchfall, Blähungen oder Sodbrennen auf. Bei einer Dosis von acht Gramm täglich bekamen einigen Personen allerdings Schmerzen im Verdauungstrakt [4].

Die Studien im Detail

Wir konnten nur eine einzige klinische Studie [1] finden, die die Wirksamkeit eines Kurkuma-hältigen Präprarts mit einem Wirkstoff-losen Scheinpräparat vergleicht. Die Verfasser dieser Studie untersuchten darin nur Männer mit erhöhtem PSA-Wert, die jedoch keinen Prostatakrebs hatten. Nach 6-monatiger Einnahme unterschieden sich die Werte nicht zwischen Kurkuma- und Scheinpräparat-Teilnehmern. Der PSA-Wert sagt allerdings nur bedingt etwas über das Prostatakrebs-Risiko aus. Zudem hat die Studie etliche andere Mängel, ihre Ergebnisse sind daher kaum aussagekräftig.

Drei weitere Studien [2-4] fehlt eine Vergleichsgruppe, die kein Kurkuma-Präparat zur Behandlung erhalten haben. Dadurch bleibt unklar, ob eine eventuell beobachtete Besserung auf die Kurkuma-Behandlung zurückzuführen ist, oder ob sich der Gesundheitszustand der Studienteilnehmer auch ohne Kurkuma verbessert hätte.

In einer dieser Arbeiten untersuchten Wissenschaftler eine kleine Gruppe von 44 Rauchern mit einer frühen Krebs-Vorstufe, aus der sich eventuell später Dickdarmkrebs entwickeln könnte [2]. Dabei stellten sie fest, dass einen Monat nach der täglichen Einnahme von 4 Gramm Curcumin die Anzahl der frühen Krebsvorstufen im Dickdarm abgenommen hatte, nicht aber bei einer täglichen Menge von 2 Gramm Curcumin. Die frühen Vorstufen müssen aber nicht zu Krebs führen. Die Studiendauer von einem Monat ist zudem viel zu kurz, um eine sichere Wirkung feststellen zu können. Weitere Gründe, warum die Ergebnisse nicht aussagekräftig sind: Die Teilnehmer wussten, welcher Gruppe sie zugeteilt waren, und die Studienautoren können daher nicht garantieren, dass die beiden Gruppen vergleichbar waren. Außerdem ist die Teilnehmerzahl viel zu gering.

In einer anderen Untersuchung beobachteten Forscher [3] nach 8-wöchiger Einnahme von 8 Gramm Curcumin pro Tag bei 2 von 25 Bauchspeicheldrüsenkrebs-Patienten eine Besserung, bei einem davon allerdings nur für kurze Zeit. Da es jedoch keinen Vergleich mit Patienten, die keine Behandlung mit Curcuma bekommen haben, gibt, lässt sich eine nur zufällig eingetretene Besserung nicht ausschließen.

Ebenfalls an Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs führte ein anderes Wissenschaftlerteam eine Kombinationsbehandlung mit Curcumin und dem Chemotherapie-Medikament Gemcitabin durch [4]. Von 11 Patienten zeigte einer eine leichte Verbesserung und 4 zumindest kein weiteres Fortschreiten der Krebserkrankung. Da jedoch kein Vergleich mit einer Patientengruppe, die nur mit Gemcitabin behandelt wurde, vorgenommen wurde, lässt sich nicht sagen, ob Curcumin für den Effekt mitverantwortlich ist.

[1] Ide u.a. (2010)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte klinische Studie
Teilnehmer: 85 Männer ohne Prostatakrebs mit erhöhtem PSA-Wert
Studiendauer: 6 Monate
Fragestellung: Auswirkung der Kombination Curcumin + Soja-Isoflavone auf den PSA-Spiegel
Interessenskonflikte: Angaben fehlen. Ein Autor arbeitet für das Unternehmen Angfa, Inc., ein weiterer für die Firma SECOM Medical System Co.

Ide H, Tokiwa S, et al. (2010). Combined inhibitory effects of soy isoflavones and curcumin on the production of prostate-specific antigen. Prostate 70(10):1127-33. (Zusammenfassung der Studie)

[2] Carroll u.a. (2011)
Studientyp: nicht-kontrollierte Studie
Teilnehmer: 44 Raucher mit frühen Vorstufen für Dickdarmkrebs (aberrant crypt foci)
Untersuchungsziel: Wirkung von Curcumin auf die Anzahl von frühen Vorstufen für Dickdarmkrebs
Studiendauer: 30 Tage
Interessenskonflikte: keine laut Autoren

Carroll RE, Benya RV, et al. (2011) Phase IIa clinical trial of curcumin for the prevention of colorectal neoplasia. Cancer Prev Res (Phila) 4(3):354-364. (Studie in voller Länge)

[3] Dhillon u.a. (2008)
Studientyp: nicht-kontrollierte Studie
Teilnehmer: 25 Patienten mit fortgeschrittenem Bauchspeicheldrüsenkrebs
Studiendauer: 8 Wochen
Untersuchungsziel: Wirkung von Curcumin auf Bauchspeicheldrüsenkrebs
Interessenskonflikte: Ein Autor ist Angestellte des Phytopharmaka-Herstelles Sabinsa

Dhillon N, Aggarwal BB, et al.(2008) Phase II trial of curcumin in patients with advanced pancreatic cancer. Clin Cancer Res 14(14):4491-4499. (Studie in voller Länge)

[4] Epelbaum u.a. (2010)
Studientyp: nicht-kontrollierte Studie
Teilnehmer: 11 Patienten mit fortgeschrittenem Bauchspeicheldrüsenkrebs
Studiendauer: Behandlung bis zu sichtbarer Krankheitsverschlechterung (im Durchschnitt 2,5 Monate)
Untersuchungsziel: Wirkung der Kombination Curcumin + Gemcitabin auf fortgeschrittenen Bauchspeicheldrüsenkrebs
Interessenskonflikt: Angaben fehlen. Curcumin-Präparate wurden von der Firma Sabinsa kostenlos zur Verfügung gestellt.

Epelbaum R, Schaffer M, et al. (2010). Curcumin and gemcitabine in patients with advanced pancreatic cancer. Nutr Cancer 62(8):1137-41. (Zusammenfassung der Studie)

Aktualisiert, ursprünglich veröffentlicht am 8. 8. 2011. Eine Suche nach neuen Studien bringt keine substanzielle, inhaltliche Änderung.

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