Klangschalen gegen Schmerzen eher nutzlos

Klangschalen werden damit beworben, durch ihren Klang Schmerzen lindern zu können. Eine Studie zu Rückenschmerzen spricht gegen eine solche Wirkung.

AutorIn:
Review:  Jana Meixner 

Helfen die Klänge von Klangschalen gegen anhaltende Rückenschmerzen?

Bisherige Studienergebnisse deuten auf eine Wirkungslosigkeit hin. Eine Behandlung mit Klangschalen linderte in einer kleinen Studie Schmerzen nicht besser als eine Scheinbehandlung.

so arbeiten wir
Eine Klangschale wird angeschlagen Das Anschlagen einer Klangschale erzeugt einen anhaltenden Ton
© Tatyana Orakova – iStockphoto.com

Schlägt man eine Klangschale an, ertönt ein lange nachschwingender Ton. Klangschalen stammen ursprünglich aus Asien – etwa aus China, Tibet, Nepal, Japan und Indien. In westlichen Ländern werden sie gerne zur Entspannung eingesetzt, zum Beispiel bei der Meditation. Beworben werden sie jedoch nicht nur, um zur Ruhe zu kommen. Angeblich soll eine Behandlung mit Klangschalen – eine sogenannte Klangmassage – auch anhaltende (chronische) Schmerzen lindern können. Dazu werden die Schalen auf die schmerzenden Körperstellen gelegt und zum Klingen gebracht.

Nur zum Schein wirksam

Ein Forschungsteam hat sich drangemacht, diese Behauptung zu überprüfen. In einer Studie [1] haben sie etwa 36 Männer und Frauen mit anhaltenden Rückenschmerzen untersucht. Das Ergebnis war jedoch enttäuschend: es deutet darauf hin, dass die Töne von Klangschalen keine schmerzlindernde Wirkung haben.

Für die Studie wurde den am Bauch liegenden Versuchspersonen eine Klangschale auf den schmerzenden Rücken gelegt. Bei der Hälfte von ihnen wurden die Schalen zum Klingen gebracht. Bei der anderen Hälfte blieben die Klangschalen stumm – sie bekamen eine Scheinbehandlung.

Einen Monat und sechs Klangschalen-Behandlungen später gaben beide Gruppen an, dass sich ihre Rückenschmerzen gebessert hätten. Die Schmerzen haben sich nach den Scheinbehandlungen im selben Ausmaß gebessert wie nach den Behandlungen mit tönenden Klangschalen. Der Klang der Schalen kann also nicht dafür verantwortlich sein.

Der Grund dafür liegt in der Erwartung, dass die Behandlung eine Wirkung haben wird. Fachleute sprechen dabei vom Placebo-Effekt. Dabei bessern sich Beschwerden selbst dann, wenn man eine eigentlich unwirksame Behandlung bekommt.
Immerhin: Eine unerwünschte Wirkung von Klangschalen ist in bisherigen Studien nicht bekannt geworden [2].

Was wirklich hilft

Rückenschmerzen vergehen fast immer von selbst innerhalb einiger Tage oder Wochen. Studien zeigen, dass es schneller geht, wenn man in Bewegung bleibt, anstatt sich zu schonen [3]. Was zur Behandlung und Vorbeugung von Rückenschmerzen noch wirksam ist, hat die unabhängige Webseite Gesundheitsinformation.de zusammengefasst. Weitere Informationen finden sich auch im Gesundheitsportal Gesundheit.gv.at des österreichischen Gesundheitsministeriums.

Die Studien im Detail

Nach welchen Studien haben wir gesucht?

Ob das Tönen von Klangschalen Schmerzen lindern kann, lässt sich am besten in randomisiert-kontrollierten Studien untersuchen. Dabei werden teilnehmende Schmerz-Betroffene nach dem Zufallsprinzip (randomisiert) auf zwei Gruppen aufgeteilt: die Behandlungsgruppe bekommt eine Behandlung, bei der die Klangschalen zum Klingen gebracht werden. Die zweite Gruppe ist die Kontrollgruppe: sie bekommt eine Scheinbehandlung – etwa indem die Klangschale nicht angeschlagen werden und stumm bleiben.

Bei unserer umfangreichen Recherche in zwei Forschungsdatenbanken haben wir lediglich eine solche Studie gefunden [1]. Ihre Ergebnisse zeigen keinen Unterschied zwischen Klangschalen-Behandlung und Scheinbehandlung.

Insgesamt nahmen 54 Personen mit anhaltenden Rückenschmerzen teil. Insgesamt wurden sie auf drei Gruppen aufgeteilt. Denn außer der Behandlungsgruppe und der Scheinbehandlungsgruppe gab es noch eine dritte Gruppe, in der die Teilnehmenden keinerlei Behandlung erhielten. Dies war die einzige Gruppe, in der sich die Schmerzen nicht besserten.

Der Grund dafür liegt vermutlich im fehlenden Placebo-Effekt: Die Versuchspersonen in dieser Gruppe erwarteten nicht, dass sich ihre Beschwerden bessern.

Wie aussagekräftig ist die gefundene Studie?

Die Aussagekraft der Untersuchung ist durch folgende Mängel eingeschränkt:

  • Genaue Anzahl der Teilnehmenden unklar: Wir nehmen an, dass die 54 Teilnehmenden zu gleichen Teilen auf die drei Gruppen aufgeteilt wurden – das wären dann 36 (2 x 18) Personen für den Vergleich Klangschalen-Behandlung und Scheinbehandlung. Genaue Angaben dazu fehlen jedoch.
  • Anzahl der Teilnehmenden unzureichend: Bei lediglich 36 Teilnehmenden ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Ergebnisse nur durch Zufall zustande gekommen sind. Einer Faustregel zufolge sind Studienergebnisse erst ab etwa 300 Teilnehmenden wirklich aussagekräftig.
  • Gruppen schlecht vergleichbar: Vor der ersten Behandlung hatten die Teilnehmenden der Kontrollgruppe stärkere Schmerzen als jene in der Behandlungsgruppe. Das könnte das Ergebnis verzerrt haben – auch wenn die Schmerzen im Anschluss in beiden Gruppen im selben Ausmaß zurückgingen.

[1] Wepner (2008)
Wepner F, Hahne J, Teichmann A, Berka-Schmid G, Hördinger A, Friedrich M. Quarzklangschalentherapie bei Wirbelsäulenbeschwerden und chronobiologische Vorgänge – eine randomisierte kontrollierte Studie. Forsch Komplementmed. 2008 Jun;15(3):130-7. (Zusammenfassung der Studie)

[2] Stanhope (2020)
Stanhope J, Weinstein P. The human health effects of singing bowls: A systematic review. Complement Ther Med. 2020 Jun;51:102412. (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

[3] IQWIG (2022)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). Rücken- und Kreuzschmerzen. Abgerufen am 13. 6. 2023 unter https://www.gesundheitsinformation.de/ruecken-und-kreuzschmerzen.html

  • 13.6.2023: Eine neue Recherche fördert keine aktuelleren Studien zutage – unsere Einschätzung bleibt gleich, der Text wurde allerdings leicht angepasst.
  • 13.6.2013: Erste Version

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