Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert.

Asthma lindern mit Schwarzkümmel?

Bei Menschen mit Asthma kommt es immer wieder zu Atemnot. Kann Schwarzkümmel helfen, die Krankheit besser in den Griff zu bekommen?

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Verbessert die Einnahme von Schwarzkümmel die Beschwerden bei Asthma, z.B. Kurzatmigkeit?

Die Frage wurde in vier kleinen Studien untersucht. Sie haben teilweise schwere methodische Mängel und kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen.

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© Gulsen Ozcan - shutterstock.com Die schwarzen Körnchen machen Fladenbrot schmackhaft. Aber helfen sie auch gegen Asthma?
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Schwarzkümmel wird für alle möglichen Krankheiten angepriesen, von Diabetes über Schmerzen bis hin zu Bluthochdruck. Er soll auch bei Asthma einen positiven Effekt haben. Kann Schwarzkümmel da tatsächlich helfen?

Als wichtigster Inhaltsstoff des Schwarzkümmels gilt das Thymochinon. Diese Substanz hat in Tier- und Zellversuchen eine entzündungshemmende Wirkung gezeigt [3]. Da Entzündungsprozesse bei Asthma eine wichtige Rolle spielen, ist eine Wirksamkeit also prinzipiell denkbar. Aber eine plausible Theorie reicht natürlich nicht aus, um einen Effekt zu beweisen.

Deshalb haben wir uns auf die Suche nach aussagekräftigen Untersuchungen begeben. Wir wollten wissen, ob Schwarzkümmel Menschen mit Asthma hilft, die Krankheit besser in den Griff zu bekommen: also dass sie seltener kurzatmig sind, nachts nicht so häufig wegen Atembeschwerden aufwachen und ihren Alltag besser bewältigen können.

Wenig überzeugend

Wie wir feststellen mussten, ist die Datenlage zu Schwarzkümmel bei Asthma aber sehr dünn: Wir haben nur vier kleinere Studien [1-4] gefunden. Die insgesamt rund 200 Teilnehmenden nahmen nach dem Zufallsprinzip zu ihren üblichen Medikamenten entweder auch noch extra Schwarzkümmel in Form von Kapseln bzw. Extrakten oder ein Scheinmedikament oder gar kein zusätzliches Mittel.

Allerdings zeigte sich insgesamt kein überzeugender Effekt von Schwarzkümmel auf das Asthma: Drei Studien [1-3] berichten in den Publikationen von einem positiven Ergebnis, eine Studie [4] fand keinen Effekt. Allerdings gibt es überall statistische Unklarheiten oder Probleme, sodass man die Ergebnisse sehr zurückhaltend betrachten muss. In den beiden Studien, die uns methodisch noch am verlässlichsten erscheinen [2,3], sind die gemessenen Verbesserungen so klein, dass sie für Menschen mit Asthma vermutlich nicht spürbar sind.

Offene Fragen zu Nebenwirkungen

Ob die Einnahme von Schwarzkümmel auch unerwünschte Effekte haben kann, wurde nur in zwei Studien [3,4] thematisiert. Allerdings fehlen genaue Angaben, wie die Teilnehmenden dazu befragt wurden.

Eine der Studien gibt nur an, dass keine Nebenwirkungen beobachtet wurden [4]. In der anderen Untersuchung [3] lässt sich nicht genau zuordnen, ob die drei beschriebenen Ereignisse (Magenbeschwerden, Kopfschmerzen, Schlafstörungen) mit Schwarzkümmel oder dem Scheinmedikament aufgetreten sind. Die Beschwerden sollen aber nur leicht gewesen und von selbst wieder verschwunden sein.

Schwarzkümmel – ein traditionelles Mittel

Die Pflanze mit dem botanischen Namen Nigella sativa wächst vor allem im Mittleren Osten, in Osteuropa, West- und Mittelasien. Die Samen und das daraus gepresste Öl werden traditionell als Gewürz und auch Heilmittel verwendet [2].

Atemlos durch die Nacht

Asthma betrifft in Deutschland und Österreich ungefähr fünf Prozent der Bevölkerung [6,7] und kann sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen vorkommen. Typische Beschwerden sind Atemnot, Kurzatmigkeit, Geräusche beim Atmen sowie ein Engegefühl in der Brust und Husten. Die Symptome treten meistens anfallsartig auf, häufig in der Nacht.

Verschiedene Ursachen von Asthma

Asthma kann verschiedene Ursachen haben. Gerade bei Kindern sind oft allergische Reaktionen beteiligt, etwa auf Pollen oder Nahrungsbestandteile. Daneben kann Asthma aber auch durch andere Faktoren ausgelöst werden, etwa Infektionen mit Bakterien oder Viren. Körperliche bzw. seelische Anstrengungen können das Asthma verschlimmern[5].

Wer an Asthma erkrankt ist, bekommt in der Regel Mittel zur Inhalation, die die Bronchien erweitern bzw. die Entzündung in den Atemwegen hemmen.

Mehr zum Thema Asthma finden sie auf www.gesundheitsinformation.de

Die Studien im Detail

Bei unserer Recherche haben wir vier Studien [1-4] identifiziert, bei denen insgesamt 185 Erwachsene und 28 Kinder mit Asthma teilnahmen. Nach dem Zufallsprinzip bekamen sie entweder zusätzlich Schwarzkümmel oder ein Scheinmedikament oder erhielten gar keine Zusatzbehandlung. Die Untersuchungen umfassten jeweils nur relativ wenige Teilnehmende, was die Aussagekraft schmälert.

Die Studien waren sehr unterschiedlich. Daher ist es schwierig, die Ergebnisse zu vergleichen: An drei Studien [1-3] nahmen nur Erwachsene teil, an einer Untersuchung lediglich Kinder [4]. Bei zwei Studien mit Erwachsenen [2,3] lässt sich relativ sicher sagen, dass die Teilnehmenden im Hinblick auf ihre Erkrankung vergleichbar waren. Bei der anderen [1] ist es unklar, weil sie zehn Jahre vor den beiden anderen veröffentlicht wurde und sich seitdem die Regeln für die Klassifikation von Asthma verändert haben [6].

Unterschiede erschweren Vergleich

In den Untersuchungen wurden sehr verschiedene Präparate mit Schwarzkümmel eingesetzt: ein wässriger Extrakt der Samen [1] oder Kapseln mit gemahlenem Samen [2] oder Kapseln mit Schwarzkümmelöl [3,4]. Ob die Präparate mit dem Schwarzkümmelöl identisch waren, lässt sich aus der Beschreibung in den Publikationen nicht sicher ableiten.

In allen Studien konnten die Teilnehmenden ihre üblichen Asthma-Medikamente nehmen. Dazu gehörten in der Regel Mittel zur Inhalation, die die Bronchien erweitern und die Entzündung in den Atemwegen hemmen. In drei Studien [1-3] bekam die zweite Gruppe ein Scheinmedikament. In der Untersuchung mit Kindern [4] erhielt die Vergleichsgruppe keine Zusatzbehandlung.

In zwei Studien [1,4] wurde nicht genau festgelegt, nach welchen Prinzipien die Asthma-Medikamente verändert werden können, wenn sich die Erkrankung verschlechtert oder verbessert. Das ist deshalb problematisch, weil sich dadurch nicht sicher erkennen lässt, welche Effekte eventuell auf den Schwarzkümmel und welche auf Veränderungen bei den üblichen Medikamenten zurückzuführen sind. Das werten wir als erheblichen methodischen Mangel, der die Aussagekraft der Untersuchungen deutlich einschränkt.

Nur teils verlässliche Erhebung

Vergleichbar sind drei Studien [2-4] im Hinblick darauf, wie sie die Effekte von Schwarzkümmel erhoben haben: Alle diese Untersuchungen nutzten ein etabliertes Instrument (ACT, Asthma Control Test), mit dem sich die Kontrolle des Asthmas verlässlich bewerten lässt. Ebenso kann man damit abschätzen, ob die Veränderungen für Patientinnen und Patienten überhaupt spürbar sind oder sozusagen nur auf dem Papier existieren. In der vierten Studie [1] wurden die Effekte nach Kriterien erhoben, die unserer Einschätzung nach unzuverlässig sind, sodass sich daraus keine klaren Aussagen ableiten lassen.

Die Studien waren mit einer Dauer zwischen vier Wochen und drei Monaten relativ kurz. Aussagen über die Effekte bei längerer Einnahme von Schwarzkümmel lassen sich damit nicht treffen.

[1] Boskabady (2007)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
Teilnehmer: 29 Erwachsene mit moderatem bis schwerem Asthma
Fragestellung: Verbessert die Einnahme von Schwarzkümmelextrakt die Asthmakontrolle?
Interessenkonflikte: keine Angaben

Boskabady MH u.a. The possible prophylactic effect of Nigella sativa seed extract in asthmatic patients. Fundam Clin Pharmacol. 2007; 21:559-66.
(Zusammenfassung)

[2] Salem (2017)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
Teilnehmer: 76 Erwachsene mit partiell kontrolliertem Asthma
Fragestellung: Verbessert die Einnahme von Schwarzkümmelsamen die Asthmakontrolle?
Interessenkonflikte: keine nach Angaben des Autorenteams

Salem AM u.a. Effect of Nigella sativa supplementation on lung function and inflammatory mediatorsin partly controlled asthma: a randomized controlled trial. Ann Saudi Med. 2017; 37:64-71
(Zusammenfassung)
(Freier Volltext)

[3] Koshak (2017)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
Teilnehmer: 80 Erwachsene mit partiell kontrolliertem Asthma
Fragestellung:Verbessert die Verbessert die Einnahme von Schwarzkümmelöl die Asthmakontrolle?
Interessenkonflikte: Der Hersteller des Schwarzkümmel-Produkts hat die Studienmedikation zur Verfügung gestellt.

Koshak A u.a. Nigella sativa Supplementation Improves Asthma Control and Biomarkers: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Trial. Phytother Res. 2017; 31:403-409
(Zusammenfassung)

[4] Barlianto (2018)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
Teilnehmer: 28 Kinder mit unterschiedlichen Schweregraden von Asthma
Fragestellung: Verbessert die Einnahme von Schwarzkümmelöl die Asthmakontrolle?
Interessenkonflikte: keine nach Angaben des Autorenteams

Barlianto W u.a. Improvement of th17/treg balance and asthma control test score by nigella sativa supplementation in asthmatic children: a new approach to managing asthma. Turkish journal of immunology 2018; 6:1‐7
(Freier Volltext)

Weitere wissenschaftliche Quellen

[5] IQWiG (2017)
Asthma. Abgerufen am 12.06.2019

[6] Nationale Versorgungsleitlinie Asthma (2018)
Abgerufen am 12.06.2019

[7] Statistik Austria. Österreichische Gesundheitsbefragung (2014)
Abgerufen am 12.06.2019

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