Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Studienlage inzwischen geändert.

Unklar: Sind Lachyoga und Lachtherapie wirksam?

Lachen ist gesund. Heißt es. Ob Lachyoga oder eine Lachtherapie positive gesundheitliche Effekte haben, ist allerdings nicht gut untersucht.

Haben Lachyoga bzw. eine Lachtherapie positive gesundheitliche Effekte?

Es gibt einige Studien zum Thema. Doch diese sind leider nicht aussagekräftig. Nach Auswertung von fünf kleineren Studien können wir uns daher weder für noch gegen das Vorhandensein einer positiven gesundheitlichen Wirkung von Lachyoga oder einer Lachtherapie aussprechen.

so arbeiten wir
© Melting Spot - shutterstock.com Hihi, hoho, haha. Lachyoga ist in aller Welt beliebt. Hilft es auch beim Gesundwerden?
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Von außen betrachtet mag Lachyoga ein wenig seltsam anmuten: eine Gruppe von Menschen trifft sich in der Freizeit, bricht erst in künstliches Ha-ha-ha aus, schneidet zu Hi-hi-hi Grimassen und übt sich dann in forciertem Ho-ho-ho. Zweck der Übung: Nach einer Weile soll das grundlose Lachen in echtes Lachen übergehen. Mit allen Nebenwirkungen: Amüsement und „Ansteckungsgefahr“.

Auch bei einer Lachtherapie üben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer Gruppe unter Anleitung erst im künstlichen, dann im echten Lachen. Erhoffter Effekt: eine Verbesserung der seelischen Gesundheit.

Wir haben uns die aktuelle Studienlage zu Lachyoga und Lachtherapie angesehen. Kann man seriöserweise behaupten, dass diese nicht nur Spaß machen können, sondern auch deutliche positive Gesundheitseffekte haben?

Fünf Studien, kein Vertrauen

Zu den beiden Themen haben wir fünf kleinere Studien [1-5] ausgewertet. Sie wurden in Südkorea und im Iran durchgeführt. Unter den Probandinnen und Probanden waren u.a. Personen, die gerade eine Krebstherapie erhielten oder Depressionen hatten. Die Forschungsteams interessierte, ob sich durch Lachyoga oder eine Lachtherapie die seelische Gesundheit verbessern lässt, zum Beispiel in Form von weniger Angst oder höherem Selbstwert.

Die Autorinnen und Autoren der Studien deuteten zwar an, dass Lachyoga bzw. eine Lachtherapie zu Verbesserungen führen könnten. Doch bei genauerem Hinsehen zeigten sich etliche gravierende Unstimmigkeiten in den Studien. Daher schenken wir den Ergebnissen kein Vertrauen, und es braucht noch deutlich bessere Arbeiten zu Wirkung und Nebenwirkungen. So sympathisch die Idee vom gesundheitsfördernden Lachen in der Gruppe auch anmuten mag.

Was ist Lachyoga?

Beim Lachyoga machen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Gruppe Atem-, Klatsch- und Bewegungsübungen. Außerdem gibt es spielerische Elemente und Meditation, und natürlich Übungen mit künstlichem Lachen. Dieses unechte Lachen geht idealerweise mit der Zeit in ein echtes Lachen über. Lachyogaclubs gibt es derzeit in über hundert Ländern und erfreut sich offenbar recht großer Beliebtheit [1,5].

Was ist Lachtherapie?

Auch bei der Lachtherapie werden unter Anleitung und in der Gruppe verschiedene Lockerungsübungen durchgeführt. Wie beim Lachyoga gehören die künstlichen Lachattacken dazu, die sich dann in echtes Lachen verwandeln sollen. Einen genauen Therapiefahrplan gibt es nicht – denn genaue Standards über den Ablauf fehlen ebenso wie eine konkrete inhaltliche Abgrenzung zum Lachyoga.

Vermuteter Mechanismus?

Warum vermutet wird, dass Lachyoga oder eine Lachtherapies sich positiv auf die seelische Gesundheit auswirken können? Lachen soll verschiedene Prozesse im Gehirn in Gang setzen, die u.a. gegen Stress, Angst und Depression wirken [5].

Die Studien im Detail

Für unsere Einschätzung haben wir im Rahmen einer Literaturrecherche nach Studien gesucht, die sich mit den Effekten von Lachyoga bzw. einer Lachtherapie auseinandergesetzt haben. Gefunden haben wir eine Menge Untersuchungen – dies spiegelt ein gewisses wissenschaftliches Interesse wieder.

Doch die wenigsten Untersuchungen waren randomisiert-kontrolliert – und nur diese wollten wir für unsere Bewertung heranziehen. Diese Studienform kann am besten Auskunft darüber geben, ob bzw. wie gut Lachyoga oder eine Lachtherapie funktionieren – und ob es unerwünschte Wirkungen und Risiken gibt.

Lachyoga

Zu Lachyoga haben wir eine randomisiert-kontrollierte Studie gefunden [1]. Sie fand im Iran statt und untersuchte ältere Frauen (60-80 Jahre) mit einer Depression: Mit 70 Frauen startete die Studie – sie wurden per Zufall einer Lachyoga-, einer Bewegungs- und einer Kontrollgruppe ohne spezielle Aktivitäten zugeteilt.

Das Lachyoga fand 10 Mal statt und beinhaltete das Besprechen von erfreulichen Begebenheiten, Klatschen, Singen, Spiele und Lachtechniken. In der Bewegungsgruppe stand 10 Mal Jogging und Stretching am Programm. Nach Auswertung der Daten von 60 Frauen (10 hatten die Studie nicht beendet), folgerten die Forschenden, dass beide Aktivitäten wirksam seien, um älteren depressiven Frauen zu helfen.

Auch wenn die Autorenteams positive Effekte andeuten – aufgrund der diversen Schwächen stufen wir deren Ergebnisse als nicht vertrauenswürdig ein. Zu viele Unsicherheiten gibt es in dieser kleinen Studie, der es überdies an statistischer „Power“ mangelt.

Lachtherapie in Korea und im Iran

Vier randomisiert-kontrollierte Studien [2-5] haben überprüft, ob sich eine Lachtherapie positiv auf die psychische Gesundheit auswirkt. Drei Studien wurden in Südkorea durchgeführt, die vierte im Iran. Zwei koreanische Studien befassten sich mit Krebspatientinnen und -patienten; die beiden anderen Studien untersuchten ältere Menschen über 60. Aufgeteilt nach dem Zufallsprinzip nahm ein Teil der Testpersonen an einer Lachtherapie teil, während die anderen keine solche Behandlung erhielten.

Die Lachtherapie fand je nach Studie 3 bis 12 Mal in einem Zeitraum von 3 Tagen bis 6 Wochen unter Anleitung statt. Die Gruppentreffen waren je nach Studie unterschiedlich gestaltet; sie beinhalteten neben Anregungen zum künstlichen Lachen u.a. rhythmische Bewegungsübungen wie Klatschen und Fußtrampeln sowie Atemübungen.

Eingeschrieben waren zum Start der Studien insgesamt ca. 400 Menschen. Ausgewertet wurden allerdings nur die Daten von rund 290 Personen. Diese Unvollständigkeit betrifft alle Studien und ist ein erheblicher Mangel. Andere fehlende Informationen ließen uns im Ungewissen über den Studienablauf.

Aufgrund dieser und weiterer Schwachstellen, etwa bei der Datenanalyse, können wir den Studienergebnissen kein Vertrauen schenken. Entgegen der Aussagen der Autorenteams sind wir keineswegs davon überzeugt, dass eine Lachtherapie zum Beispiel hilfreich ist gegen Depression, Angstzustände und Stress oder seelisches Wohlbefinden, Selbstwert, Schlaf und das Denkvermögen fördern kann. Selbstverständlich können wir auf Basis der vorliegenden Studien auch nicht ausschließen, dass eine Lachtherapie helfen kann.

Weiters ist fraglich, inwieweit die Ergebnisse auf andere Personengruppen übertragen werden könnten, zum Beispiel auf jüngere Personen aus anderen Kulturkreisen mit unterschiedlichen Vorerkrankungen. Auch ist kritisch zu sehen, inwiefern die Studien überhaupt miteinander vergleichbar sind. Die Lachtherapien waren verschieden gestaltet und wurden unterschiedlich lang und häufig abgehalten.

Falls künftige Studien die Wirksamkeit der Lachtherapie erforschen, ist enorm wichtig, dass diese den eigentlichen Effekt des Lachens mit Hilfe des Studiendesigns isolieren. So können mögliche Lach-Effekte unabhängig von anderen eventuell wohltuenden Einflussfaktoren wie Treffen mit Gleichgesinnten, sozialer Austausch, Bewegungs- und Atemübungen oder Meditation betrachtet werden.

[1] Shahidi u.a. (2011)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
Teilnehmer insgesamt: 70 Frauen (60-80 Jahre alt) mit zumindest leichten Depressionen
Fragestellung: Wie wirksam ist Lachyoga im Vergleich zu Bewegungstherapie gegen Depressionen?
Mögliche Interessenskonflikte: keine angegeben

Shahidi M, Mojtahed A, Modabbernia A, Mojtahed M, Shafiabady A, Delavar A, Honari H. Laughter yoga versus group exercise program in elderly depressed women: a randomized controlled trial. Int J Geriatr Psychiatry. 2011 Mar;26(3):322-7.
(Zusammenfassung der Studie)

[2] Ko u.a. (2011)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
Teilnehmer insgesamt: 109 Frauen über 65
Fragestellung: Wie wirkt Lachyoga auf Depressionen, Schlaf und Kognition?
Mögliche Interessenskonflikte: keine angegeben

Ko HJ, Youn CH. Effects of laughter therapy on depression, cognition and sleep among the community-dwelling elderly. Geriatr Gerontol Int. 2011 Jul;11(3):267-74.
(Zusammenfassung der Studie)

[3] Kim u.a. (2015a)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
TeilnehmerInnen: 64 KrebspatientInnen während der Bestrahlungstherapie
Fragestellung: Kann eine Lachtherapie die Stimmungslage und den Selbstwert positiv beeinflussen?
Mögliche Interessenskonflikte: keine angegeben

Kim SH, Kook JR, Kwon M, Son MH, Ahn SD, Kim YH. The effects of laughter therapy on mood state and self-esteem in cancer patients undergoing radiation therapy: a randomized controlled trial. J Altern Complement Med. 2015 Apr;21(4):217-22.
(Zusammenfassung der Studie)

[4] Kim u.a. (2015b)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
TeilnehmerInnen: 62 Brustkrebspatientinnen
Fragestellung: Hilft Lachtherapie, um Angst, Stress, Depression zu verbessern?
Mögliche Interessenskonflikte: keine angegeben

Kim SH, Kim YH, Kim HJ. Laughter and Stress Relief in Cancer Patients: A Pilot Study. Evid Based Complement Alternat Med. 2015;2015:864739.
(Zusammenfassung der Studie) (Volltext)

[5] Ghodsbin u.a. (2015)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie
TeilnehmerInnen: 76 ältere Menschen
Fragestellung: Hilft eine Lachtherapie, um den allgemeinen Gesundheitszustand, Schlafqualität, soziale Funktion und psychische Gesundheit (Angst, Depression) zu verbessern?
Mögliche Interessenskonflikte: keine angegeben

Ghodsbin F, Sharif Ahmadi Z, Jahanbin I, Sharif F. The effects of laughter therapy on general health of elderly people referring to jahandidegan community center in shiraz, iran, 2014: a randomized controlled trial. Int J Community Based Nurs Midwifery. 2015 Jan;3(1):31-8.
(Zusammenfassung der Studie)

Weitere wissenschaftliche Quellen

[6] Bressington u.a. (2018)
Bressington D, Yu C, Wong W, Ng TC, Chien WT. The effects of group-based Laughter Yoga interventions on mental health in adults: A systematic review. J Psychiatr Ment Health Nurs. 2018 Oct;25(8):517-527.
(Zusammenfassung der Studie)

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